Der Change-Prozess muss die Umsetzung der Vision und der Unternehmenskultur ermöglichen. Hierfür sind alle Mitarbeitende auf allen operativen Ebenen gefragt. Es handelt sich um einen erfolgsentscheidenden mentalen Prozess. Bei der Verankerung von Veränderungsansprüchen sollte deshalb zügig, aber mit Bedacht vorgegangen werden. Mitarbeitende wollen verstehen, warum eine Kursänderung nötig ist oder warum ein neues Segel gesetzt wird.
Bereits Antoine de Saint-Exupéry brachte es treffend auf den Punkt:
«Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.»
Antoine de Saint-Exupéry (1900-1944), Schriftsteller
Aus der Zusammenarbeit mit unterschiedlichen B2B-Unternehmen und Gesprächen mit Führungskräften haben sich sechs Erfolgsfaktoren herauskristallisiert, die Sie in der Planung und Führung des Change-Prozesses für den Kulturwandel beachten sollten.
Erfolgsfaktor 1: Jeder Kulturwandel startet mit der konsequenten Fokussierung auf den Kunden und einer motivierenden Vision
Alles, was wir tun, muss letztlich unseren Kunden einen Mehrwert bieten. Können wir dies sicherstellen, steigt auch die Akzeptanz bei den Mitarbeitenden. Denn wer will schon die Veränderung anzweifeln, die den Kunden nützt und somit Wettbewerbsvorteile verspricht? Die Unternehmenskultur muss deshalb nachweislich einen Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten. Am Anfang steht eine klare und bildhafte Geschichte mit dem Kunden als Hauptakteur. Die sogenannte «Change-Story». Sie beinhaltet ein motivierendes Zielbild als Vision mit einem verständlichen und strukturierten Weg in die gewünschte Zukunft. Die Change-Story muss zwingend auf den bestehenden oder neu zu verankernden Unternehmens- und Markenwerten beruhen und zentrale Aspekte der Soll-Unternehmenskultur berücksichtigen. Eine klare Vision mit der Konzentration auf langfristige Ziele ist entscheidend. Ein weiterer Vorteil: Sie vermitteln Ihren Mitarbeitenden Sinn für ihre tägliche Arbeit.
Unserer Erfahrung nach erträgt der Mensch (fast) jedes WIE, wenn er weiss WARUM. Die Suche nach Sinn ist der Motivationsfaktor des menschlichen Denkens und Handelns. Heute wird dies verstärkt unter dem Begriff «Purpose» zusammengefasst. Die Corona-Krise zeigt auf, wie entscheidend es ist, dass Sie als Team auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten. Das macht Ihr Unternehmen widerstandsfähiger gegen Krisen und es entsteht erst noch praktisch von allein ein Wir-Gefühl.
Erfolgsfaktor 2: Konsequentes Commitment und Aufmerksamkeit der gesamten Führungsebene
Was zunächst selbstverständlich klingt, ist leider in vielen B2B-Unternehmen nicht Realität. Denn trotz der Corona-Krise kann das Topmanagement nicht automatisch erwarten, dass die Führungskräfte den veränderten Kurs umgehend verstehen, für gut befinden und mit Leidenschaft selbstständig in ihren Teams umsetzen. Ein horizontaler und vertikaler Dialog in dafür geschaffenen Dialoggefässen ist ein Muss. Das Topmanagement diskutiert die Implementierung der neuen Kultur beispielsweise gemeinsam mit den Führungskräften in regelmässig und zeitnah stattfindenden «Change Steering Boards». Hinzu kommt die Messbarkeit. Sämtliche Massnahmen müssen konkreten messbaren Zielen folgen, die für alle verbindlich sind. Werden diese Punkte nicht beachtet, besteht die Gefahr von Aufschub und Ausreden wie «keine Zeit wegen des Tagesgeschäfts».
Erfolgsfaktor 3: Betroffene zu Beteiligten machen und Quickwins in einem partizipativen klar strukturierten Prozess
Neben den Führungskräften aller Unternehmensbereiche sollten auch gezielt die Mitarbeitenden möglichst früh in das Projekt-Kernteam involviert werden. Ergänzend dazu empfehlen wir, eine gezielt auf die Entwicklung der neuen Unternehmenskultur ausgerichtete Mitarbeiterbefragung durchzuführen. Diese sollte mitunter Anhaltspunkte darüber geben, wo Handlungsfelder bestehen und wie der partizipative Prozess gestaltet werden soll.
Wo können wir schnelle Erfolge mit überschaubarem Aufwand erreichen? Die sogenannten «Quickwins» müssen wir früh erkennen. Denn schnelle Erfolge auf dem Weg zum Ziel geben Zuversicht und Selbstvertrauen. Was bedeutet die neue Unternehmenskultur für unsere Organisations- und Personalentwicklung? Welche Auswirkungen hat die Kultur auf unser Angebot? Diese Fragen sind zentral und es gilt, sie funktions- und abteilungsübergreifend zu klären. Für die Handlungsfelder und Aufgaben müssen klare Zuständigkeiten bestimmt und Mitarbeitende involviert werden. So wird der neue Kurs operationalisiert und ein Grundstein für die neue Kultur gelegt.